Was ist Winzerchampagner?
In einem Winzerchampagner stecken Herz, Seele und Verstand des Winzers, der ihn gemacht hat. Und weil jeder Winzer anders fühlt und denkt, riecht und schmeckt auch kein Winzerchampagner wie der andere. Winzerchampagner ist individueller Champagner.
Winzerchampagner ist aber auch Champagner von höchster Qualität. Denn der Winzer kontrolliert den Herstellungsprozess vom Anfang bis zum Ende. Er bestimmt, wie im Weinberg gearbeitet wird (konventionell, biologisch/biodynamisch etc.), wie die Reben geschnitten werden, wann geerntet wird, was für Hefen für die Gärungen zum Einsatz kommen, wie die Grundweine ausgebaut werden, wie lange der Champagner lagert, bevor er auf den Markt kommt, was für Korken verwendet werden etc.
Herr über den gesamten Herstellungsprozess zu sein, bedeutet aber auch viel Verantwortung, viel Arbeit und grosse Investitionen. Von den mehr als 15'000 Weinbauern, die in der AOC Champagne Reben kultivieren, stellen daher nur gut 2'000 Winzerchampagner her. Die übrigen 13'000 verkaufen ihre Trauben entweder an eines der gut 200 maisons de Champagne oder produzieren ihren Champagner zusammen mit anderen Winzern in einer lokalen Kooperative.
Der grösste Vorteil, über welchen die Individualisten unter den Weinbauern gegenüber den maisons de Champagne verfügen, ist die Kontrolle der eigenen Weinberge. Ein Champagnerhaus kann zwar seine Traubenlieferanten sorgfältig auswählen. Doch wird ein Weinbauer, der aus seinen Trauben keinen Champagner herstellt, seine Reben nie mit derselben Hingabe hegen und pflegen, wie dies sein Kollege tut, der Trauben anpflanzt, um daraus den eigenen Winzerchampagner zu keltern.
Florent Douge stellt ein biologisches Präparat aus selbst gesammelten Brennnesseln her. Es schützt die Reben von Krankheiten.
Wie sehr die Arbeit im Weinberg wichtig ist und wie sehr sie den Winzern am Herzen liegt, sehen und fühlen wir bei jedem Besuch unserer Winzerinnen und Winzer. «D'abord le raisin, car il n'y a pas de bon vin sans beau raisin», steht auf manchem Etikett von Champagne C. H. Piconnet («An erster Stelle stehen die Trauben, denn ohne gute Trauben gibt es keinen guten Wein.»). Der Unterschied zwischen einem Winzerchampagner und einem Champagner, der aus einer Kooperative stammt, ist die Garantie, dass ein Champagner nur aus den Trauben eines einzigen Winzers besteht. Denn in Kooperativen wird oft so vorgegangen, dass Trauben verschiedener Winzer zusammen verarbeitet werden. Dadurch geht der individuelle Charakter des eigenen Terroirs und der eigenen Arbeit im Weinberg verloren.
Die Reben von Champagne C. H. Piconnet werden biologisch bestellt und gehören zu den schönsten, die wir kennen.
Ein wichtiger Unterschied zwischen einem Winzerchampagner und anderen Champagnern sind schliesslich die Mengen. Unsere Winzerinnen und Winzer füllen pro Jahr zwischen 5'000 und 100'000 Flaschen ab, von gewissen Parcellaires manchmal auch nur ein paar Hundert. Ein maison de Champagne hingegen produziert häufig viele Millionen Flaschen jährlich, und auch die Kooperativen haben einen deutlich höheren Ausstoss als ein Winzer.
Nicht vergessen darf man, dass zwischen vielen Winzern und den grossen maisons de Champagne eine Art symbiotische Beziehung besteht. Weil die eigenen Produktionskapazitäten beschränkt sind, man sich auf Qualität anstatt Quantität
konzentriert und finanzielle Mittel benötigt, verkaufen viele Winzer einen Teil ihrer Ernten an die Champagnerhäuser. So auch unsere Winzerinnen und Winzer.
Doch seien Sie beruhigt: Die besten Trauben behalten sie für sich – und Sie. •
Im Bild ganz oben: Jean Servagnat verkapselt auf einer etwa 80 Jahre alten Maschine eine Flasche seines Les Galipes de Coulommes.
Winzerchampager wird in kleinen Mengen hergestellt. Elise Bougy keltert von ihrem Le Chétillon de Haut nur knapp 2'000 Flaschen pro Jahr.